Dienstag, 30. Dezember 2014

Deutschrap-Rückblick 2014 – Zwischen den Zeilen.



Die 5 besten EPs des Jahres






Im Mai ließ das Ex Mitglied von Optik Russia uns ein Stück von seiner „Schwarzwälder Kirsch“ probieren. Hat gut geschmeckt, Nachschlag gibt es schon 2015 in Form eines Langspielers. Hoffentlich dann mehr von dem düsteren Sound mit melancholisch angehauchtem Thematiken und einem Rapper, der auf der Selbstsuche uns erzählt, was ihn, nicht nur rap-, sondern auch beziehungstechnisch, bewegen kann.







Nachdem schon Anfang des Jahres Zodiak den „guten Eindruck von Magnolia zerstört“ hat und Chakuza mit 1000 kleinen Dingen am Wiederaufbau arbeitet, ist es für RAF Camora noch nicht ganz wieder Zeit, zum Alter-Ego 3.0 zurückzukehren. Für die Fans, die nicht länger auf Neues vom „Lehra“ warten können, gab es zu Weihnachten ein kleines Präsent. Neben dem Thema, wie viel Legende im Österreicher steckt, gibt es auch was über Reichtum und seiner Selbstauffassung zu hören.









Perfekt für den „Sonntagabend“, doch keineswegs leichte Kost. Nanoo beweist zwischen stilechter Reflexion der hiesigen Rapszene und der Selbsterkenntnis über das eigene Anderssein, dass er auch Liebeslieder schreiben kann, ohne jemals eines gekannt zu haben. Liebevoll, verspielt und dennoch kritisch – Alles richtig gemacht in der Retrospektive!






Auch wenn die Jungs „kurz vorm Hit links abgebogen“ sind, reicht es für einen Platz im Ranking. Wie keiner sonst schaffen es OK Kid, clevere Wortspiele mit Sinnhaftigkeit des Daseins zu kopeln und so ein Gesamtbild zu schaffen, was lyrisch fast immer einen doppelten Boden vorweist. Natürlich auch musikalisch grandios von der Band untermalen.






Dissy ist nicht Deutschraps „Pestizid“, sondern sein „böser Zwilling.“ Passender könnte man sich selbst kaum beschreiben, außer vielleicht mit dem Wort „anders“. Denn Dissythekid ist anders. Weit entfernt von Trap-Beats und sinnbefreiten Phrasendreschereien über ein Leben in Saus und Braus dreht das neue Heart-Working-Signing einsam seine Runden zwischen Trashtalk, Battlerap und der Sinnsuche. Wer sich in den Sog aus Maschinengewehrsoundsets, düsteren Melodien und sphärischen Beats ziehen lässt, kommt so schnell nicht mehr heraus. Alles neu, und dennoch besser – Damit kann Dissythekid hier tatsächlich als beste EP des Jahres punkten.






Die besten Zeilen 2014



Wir leben auf einem blauen Planet, der sich um einen Feuerball dreht, mit ‘nem Mond der die Meere bewegt und du glaubst nicht an Wunder?!“ 
(Marteria – Welt der Wunder)

Wenn alle Stricke reißen, bleibt die Borderline“ 
(OK Kid - Borderline)

"An einem Ort, an dem jeder Tag dem nächsten gleicht/

hält nur Tag eins für die Ewigkeit/
(Ahzumjot – Tag Eins)


"Lauf nur mei'm Herzen nach, seit dem ersten Tag.“ 
(Olson – Mein kleines Hollywood)

Wenn nichts mehr geht, geh ich weg von hier.“ 
(Curse – Ende)

"Und wenn Fame oder Cash der Grund wär' dafür, dass ich Mucke mach'/

Dann hätt ich's schon vor Jahren eingetauscht für Backen oder Schach/“ 
(Maxat – Kopfaufräum')


Als wär' ich nur der King dieser Mukke...ICH BIN diese Mukke!“ 
(Kool Savas – Matrix)

Du bist stolz, wenn dein Song auf der Tanzfläche läuft/

Doch solche Songs definieren meine Toleranzgrenze neu/
(Karate Andi – Kindergeld)


"Die Freiheitsstatue ist 'ne Hure und ich fick Sie/ 
Blanco pumpt den Beat, ich erschieß diesen Swizz Beatz/“ 
(Haftbefehl – Lass' die Affen aus'm Zoo)

Meine Bitch kriegt direkt das ganze Schuhregal im Laden/

Und kauf ich mal bei Real ein hol ich Fussball-Stars in Spanien“ 
(Kollegah – Lamborghini Kickdown)



2015.


Eigentlich ist die ganze letzte Rubrik Schwachsinn gewesen. Weil es viel zu viel gab, was einem dieses Jahr im Gedächtnis blieb. So viele brillante Künstler mit Alben, die vielleicht sogar in einer Masse untergingen, die sie nicht verdienten und welche nun auf den so großen Durchbruch hoffen müssen, um für die grandiose Musik endlich wie ein echter Kollegah, Bushido oder Farid entlohnt zu werden. So viele Platten, so viele Zeilen – Nicht alles, was geglänzt hat, war … Naja, ihr wisst schon. Ob es nun einer der zahlreichen Banger war, die Erkenntnis, dass man nicht jährlich 4 Millionen Bars kicken kann, ohne an Qualität einzubüßen, das war alles recht durchwachsen. Und ein wirklich hervorstechendes Album gab es dann ja auch nicht. Kein XOXO, kein Aura, kein Kendrick – Nur Haftbefehl zieht einsam Kreise am Rap-Himmel.
Das war dann auch schon wieder reichlich Text für 2014, also dafür, dass die Überschrift hier eigentlich das nächste Jahr betitelt. Was erwartet einen denn da? Im gewohnten Selfmade-Rhythmus darf man auf Platten von Favorite, Genetikk und Karate Andi gespannt sein, Prinz Porno feiert sein Comeback im Januar, die FvN-Gang zelebriert mit Vega die Rückkehr und ein Mädels ist mit E W A auch endlich da – Vieles, auf was man sich freuen kann. Und noch mehr, was man verachten kann. Ebenfalls länger wird die Liste der Künstler, deren Alben nun endlich mal auftauchen. Ob da nun VBT-Urgesteine wie Pimf, Mio Mao oder Lance Butters auf der Liste stehen oder Deutschraps Abiturient Fabian Römer, der doch nun auch seit Ewigkeiten im Studio hängt und an einem potenziellen Meisterwerk sitzen sollte. Deutschrap bleibt spannend. Kommt doch mit und schaut, was euch erwartet.
So. Und das hier ist aus der Idee geworden, mal ein Top 10 zum Schluss des Jahres zu machen. Der produktivste Monat des Jahres auf diesem Blog mit 4 Kolumnen in 4 Wochen. Ist immer noch relativ wenig... Ich gelobe auch 2015 keine Besserung, wirklich! Und wer das bis hier hin liest, muss sowieso mein größter Fan und Liebhaber sein (kann sich dementsprechend auch gern via Twitter/Facebook zu erkennen geben).

In diesem Sinne: Schönes Jahr 2015. Reißt ab, was euch zerreißt. Leben, Life, Hayat. Und Tschö.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen