Die 5 besten EPs des Jahres
Im Mai ließ das Ex Mitglied von Optik
Russia uns ein Stück von seiner „Schwarzwälder Kirsch“
probieren. Hat gut geschmeckt, Nachschlag gibt es schon 2015 in Form
eines Langspielers. Hoffentlich dann mehr von dem düsteren Sound mit
melancholisch angehauchtem Thematiken und einem Rapper, der auf der
Selbstsuche uns erzählt, was ihn, nicht nur rap-, sondern auch
beziehungstechnisch, bewegen kann.
Nachdem schon Anfang des Jahres Zodiak den „guten Eindruck von Magnolia zerstört“ hat und Chakuza mit 1000 kleinen Dingen am Wiederaufbau arbeitet, ist es für RAF Camora noch nicht ganz wieder Zeit, zum Alter-Ego 3.0 zurückzukehren. Für die Fans, die nicht länger auf Neues vom „Lehra“ warten können, gab es zu Weihnachten ein kleines Präsent. Neben dem Thema, wie viel Legende im Österreicher steckt, gibt es auch was über Reichtum und seiner Selbstauffassung zu hören.
Perfekt für den „Sonntagabend“,
doch keineswegs leichte Kost. Nanoo beweist zwischen stilechter
Reflexion der hiesigen Rapszene und der Selbsterkenntnis über das
eigene Anderssein, dass er auch Liebeslieder schreiben kann, ohne
jemals eines gekannt zu haben. Liebevoll, verspielt und dennoch
kritisch – Alles richtig gemacht in der Retrospektive!
Auch wenn die Jungs „kurz vorm Hit links abgebogen“ sind, reicht es für einen Platz im Ranking. Wie keiner sonst schaffen es OK Kid, clevere Wortspiele mit Sinnhaftigkeit des Daseins zu kopeln und so ein Gesamtbild zu schaffen, was lyrisch fast immer einen doppelten Boden vorweist. Natürlich auch musikalisch grandios von der Band untermalen.
Dissy ist nicht Deutschraps „Pestizid“,
sondern sein „böser Zwilling.“ Passender könnte man sich selbst
kaum beschreiben, außer vielleicht mit dem Wort „anders“. Denn
Dissythekid ist anders. Weit entfernt von Trap-Beats und
sinnbefreiten Phrasendreschereien über ein Leben in Saus und Braus
dreht das neue Heart-Working-Signing einsam seine Runden zwischen
Trashtalk, Battlerap und der Sinnsuche. Wer sich in den Sog aus
Maschinengewehrsoundsets, düsteren Melodien und sphärischen Beats
ziehen lässt, kommt so schnell nicht mehr heraus. Alles neu, und
dennoch besser – Damit kann Dissythekid hier tatsächlich als beste
EP des Jahres punkten.
Die besten Zeilen 2014
“Wir
leben auf einem blauen Planet, der sich um einen Feuerball dreht, mit
‘nem Mond der die Meere bewegt und du glaubst nicht an Wunder?!“
(Marteria – Welt der Wunder)
„Wenn
alle Stricke reißen, bleibt die Borderline“
(OK Kid - Borderline)
"An
einem Ort, an dem jeder Tag dem nächsten gleicht/
hält nur Tag
eins für die Ewigkeit/"
(Ahzumjot – Tag Eins)
"Lauf
nur mei'm Herzen nach, seit dem ersten Tag.“
(Olson – Mein
kleines Hollywood)
„Wenn
nichts mehr geht, geh ich weg von hier.“
(Curse – Ende)
"Und
wenn Fame oder Cash der Grund wär' dafür, dass ich Mucke
mach'/
Dann hätt ich's schon vor Jahren eingetauscht für Backen
oder Schach/“
(Maxat – Kopfaufräum')
„Als
wär' ich nur der King dieser Mukke...ICH BIN diese Mukke!“
(Kool
Savas – Matrix)
„Du
bist stolz, wenn dein Song auf der Tanzfläche läuft/
Doch solche
Songs definieren meine Toleranzgrenze neu/“
(Karate
Andi – Kindergeld)
"Die
Freiheitsstatue ist 'ne Hure und ich fick Sie/
Blanco pumpt den
Beat, ich erschieß diesen Swizz Beatz/“
(Haftbefehl – Lass' die
Affen aus'm Zoo)
„Meine
Bitch kriegt direkt das ganze Schuhregal im Laden/
Und kauf ich mal
bei Real ein hol ich Fussball-Stars in Spanien“
(Kollegah –
Lamborghini Kickdown)
2015.
Eigentlich
ist die ganze letzte Rubrik Schwachsinn gewesen. Weil es viel zu viel
gab, was einem dieses Jahr im Gedächtnis blieb. So
viele brillante Künstler mit Alben, die vielleicht sogar in einer
Masse untergingen, die sie nicht verdienten und welche nun auf den so
großen Durchbruch hoffen müssen, um für die grandiose Musik
endlich wie ein echter Kollegah, Bushido oder Farid entlohnt zu
werden. So viele Platten, so viele Zeilen – Nicht alles, was
geglänzt hat, war … Naja, ihr wisst schon. Ob es nun einer der
zahlreichen Banger war, die Erkenntnis, dass man nicht jährlich 4
Millionen Bars kicken kann, ohne an Qualität einzubüßen, das war
alles recht durchwachsen. Und ein wirklich hervorstechendes Album gab
es dann ja auch nicht. Kein XOXO, kein Aura, kein Kendrick – Nur
Haftbefehl zieht einsam Kreise am Rap-Himmel.
Das
war dann auch schon wieder reichlich Text für 2014, also dafür, dass die
Überschrift hier eigentlich das nächste Jahr betitelt. Was erwartet
einen denn da? Im gewohnten Selfmade-Rhythmus darf man auf Platten von
Favorite, Genetikk und Karate Andi gespannt sein, Prinz Porno feiert
sein Comeback im Januar, die FvN-Gang zelebriert mit Vega die
Rückkehr und ein Mädels ist mit E W A auch endlich da – Vieles,
auf was man sich freuen kann. Und noch mehr, was man verachten kann.
Ebenfalls länger wird die Liste der Künstler, deren Alben nun
endlich mal auftauchen. Ob da nun VBT-Urgesteine wie Pimf, Mio Mao
oder Lance Butters auf der Liste stehen oder Deutschraps Abiturient
Fabian Römer, der doch nun auch seit Ewigkeiten im Studio hängt und
an einem potenziellen Meisterwerk sitzen sollte. Deutschrap bleibt spannend.
Kommt doch mit und schaut, was euch erwartet.
So. Und das hier ist aus der Idee geworden, mal ein Top 10 zum Schluss des Jahres zu machen. Der produktivste Monat des Jahres auf diesem Blog mit 4 Kolumnen in 4 Wochen. Ist immer noch relativ wenig... Ich gelobe auch 2015 keine Besserung, wirklich! Und wer das bis hier hin liest, muss sowieso mein größter Fan und Liebhaber sein (kann sich dementsprechend auch gern via Twitter/Facebook zu erkennen geben).
In
diesem Sinne: Schönes Jahr 2015. Reißt ab, was euch zerreißt.
Leben, Life, Hayat. Und Tschö.