Die lodernde Flamme der Zigarette
waberte im Schatten der Dunkelheit. Frisch angezündet, mit dem
letzten Streichholz, das Goran mit auf die Jagd nahm. Langsam zog er
das Nikotin aus der Fluppe und hielt die Luft an. Nichts vom Rauch
sollte jetzt schon seine Lunge verlassen. Die Packung rote Gauloises
war mittlerweile so leer. So verbraucht. So verlassen. Wie jede
Seele, die all die letzten Monate überlebt hat. Der Rest der Welt?
Vergiss den Rest. Vergiss die paar Milliarden. Die waren Vollidioten.
Die haben überlegt, ob es einen
Unterschied macht, ob man schwul oder hetero ist. Ob Chinese oder
Grieche, ob Müllmann oder Bankkauffrau. Alles eine Frage der
Ansicht. Licht und Schatten, schwarz und weiß. Wenn alles dunkel und
grau wird, macht das keinen Unterschied mehr. Es macht keinen
Unterschied mehr, ob man sich freut oder leidet.
Niemand hätte gedacht, dass wenn Gott
uns das Licht nimmt, unsere Emotionen mit gehen.
Wir haben Tag 96, seit die Sonne nicht
mehr aufging. Seit Zeitgefühl, Panikattacken und Ängste Hand in
Hand mit Freude, Gefühlen und Nähe die letzten Sonnenstrahlen gen
Himmel nahmen und um 13:23 Uhr die Lichter ausknipsten. Da war kein
großes „Peng!“, keine große Ankündigung, kein stundenlanger
Countdown oder das, was man gemeinhin von der Apokalypse erwartet
hätte. Es erlosch einfach, das Licht. Gott drückte irgendwann den
Lichtschalter, weil er das Leid nicht mehr sehen konnte.
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