Donnerstag, 12. März 2015

Tag 100 // Die letzte Sonne.

Die lodernde Flamme der Zigarette waberte im Schatten der Dunkelheit. Frisch angezündet, mit dem letzten Streichholz, das Goran mit auf die Jagd nahm. Langsam zog er das Nikotin aus der Fluppe und hielt die Luft an. Nichts vom Rauch sollte jetzt schon seine Lunge verlassen. Die Packung rote Gauloises war mittlerweile so leer. So verbraucht. So verlassen. Wie jede Seele, die all die letzten Monate überlebt hat. Der Rest der Welt? Vergiss den Rest. Vergiss die paar Milliarden. Die waren Vollidioten.
Die haben überlegt, ob es einen Unterschied macht, ob man schwul oder hetero ist. Ob Chinese oder Grieche, ob Müllmann oder Bankkauffrau. Alles eine Frage der Ansicht. Licht und Schatten, schwarz und weiß. Wenn alles dunkel und grau wird, macht das keinen Unterschied mehr. Es macht keinen Unterschied mehr, ob man sich freut oder leidet.
Niemand hätte gedacht, dass wenn Gott uns das Licht nimmt, unsere Emotionen mit gehen.
Wir haben Tag 96, seit die Sonne nicht mehr aufging. Seit Zeitgefühl, Panikattacken und Ängste Hand in Hand mit Freude, Gefühlen und Nähe die letzten Sonnenstrahlen gen Himmel nahmen und um 13:23 Uhr die Lichter ausknipsten. Da war kein großes „Peng!“, keine große Ankündigung, kein stundenlanger Countdown oder das, was man gemeinhin von der Apokalypse erwartet hätte. Es erlosch einfach, das Licht. Gott drückte irgendwann den Lichtschalter, weil er das Leid nicht mehr sehen konnte.



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